Wie TIMELY das Gesundheitswesen verändert – Ein Interview mit Dr. Boris Schmitz
Im heutigen Interview sprechen wir mit Dr. Boris Schmitz, leitender Forscher an der Universität Witten/Herdecke und Experte für eHealth-basierte Lösungen in der kardiologischen Rehabilitation. Dr. Schmitz ist federführend in der TIMELY-Studie, die die Patientenbedürfnisse in Deutschland und Spanien untersucht. Er teilt mit uns spannende Einblicke in seine aktuelle Forschung und die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Mehr dazu lesen Sie im folgenden Gespräch, das im März 2025 stattgefunden hat.
Zur Person
Dr. rer. nat. Priv.-Doz. Boris Schmitz ist seit Januar 2020 Forschungsleiter am Department of Rehabilitation Sciences der Witten/Herdecke Universität in Witten, Deutschland.
Forschungsschwerpunkte:
Molekulare Trainingsphysiologie, Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, molekulare Biomarker zur Überwachung individueller Trainingseffekte.
Fachgebiete:
Bluthochdruck, Atherosklerose, Transkriptionsregulation, Molekularbiologie, Genexpressionsregulation, MikroRNA, Epigenetik, Trainingsphysiologie, Sportwissenschaft, Gesundheitsförderung.
Zusätzliche Affiliierungen:
Leibniz Institute for Atherosclerosis Research (PhD-Student, 2007-2010, Münster)
Universitätsklinikum Münster (Principal Investigator, 2014-2019, Institut für Sportmedizin)
Universitätsklinikum Münster (Forscher, 2011-2014, Abteilung für Innere Medizin D)
KU Leuven (Gastwissenschaftler, 2012, Department of Cardiovascular Sciences)
Dr. Schmitz, können Sie uns einen Überblick über die Hauptziele des TIMELY Projekts geben?
TIMELY fördert einen herzgesunden Lebensstil, indem es die zentralen Elemente der rehabilitativen Versorgung digital unterstützt. Schwerpunkte liegen auf Risikoreduzierung, Medikation, Bewegung, Alltagsaktivität, Raucherentwöhnung, Stressbewältigung und Ernährung. Besonders im Fokus stehen Sport und Information: Der „Educated“-Bereich bietet verständliche Einblicke in die Erkrankung und deren Risikofaktoren. Behavioral-Change-Techniken helfen, gesunde Routinen zu etablieren, indem sie Motivation, Feedback und Zielverfolgung ermöglichen. Das Ziel ist, Patienten über die Reha-Phase hinaus zu begleiten, bis ein gesunder Lebensstil selbstverständlich in den Alltag integriert ist.
Wie realistisch ist es, dass Patienten mit TIMELY ihre Gesundheitsziele erreichen? Gibt es Durchschnittswerte für Bewegung, Sport oder Raucherentwöhnung? Und wie stark orientieren sie sich an den WHO-Empfehlungen von 150–300 Minuten Cardio pro Woche?
Die Bewegungsempfehlungen für erkrankte und gesunde Personen unterscheiden sich kaum. Trotz möglicher Einschränkungen sind viele Patienten in der Lage, die empfohlenen 150–300 Minuten Bewegung pro Woche zu erreichen. Hauptbarrieren sind weniger die körperliche Leistungsfähigkeit als vielmehr Zeitmangel und fehlende Motivation. Besonders berufliche Verpflichtungen erschweren es manchen, ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren. Dennoch zeigt die Erfahrung aus der Rehabilitation, dass viele Patienten mit einer bewussten Umstellung ihrer Routinen die Mindestempfehlung von 150 Minuten umsetzen können – oft bereits durch tägliche 20 Minuten Aktivität.
Die Raucherentwöhnung hingegen ist meist eine intrinsisch motivierte Entscheidung, die häufig nach einem einschneidenden gesundheitlichen Ereignis, wie einem Herzinfarkt, getroffen wird. Forschungsergebnisse belegen, dass externe Unterstützung hier nur begrenzt wirksam ist. Viele Patienten hören bereits vor oder während der Rehabilitation auf zu rauchen, und die Zahl der Ex-Raucher steigt in den ersten sechs Monaten danach weiter an. Während Kampagnen zur Raucherprävention in den letzten Jahren große Erfolge erzielt haben, fehlt es an einer vergleichbaren Aufklärung über die Bedeutung von Bewegung für die Herzgesundheit. Eine stärkere gesellschaftliche Sensibilisierung könnte langfristig dazu beitragen, gesunde Verhaltensweisen nachhaltiger zu etablieren – eine Herausforderung, die über TIMELY hinausgeht.
Wie viele der in TIMELY eingeschlossenen Fälle sind Raucher oder ehemalige Raucher?
Zu Beginn lag die Zahl der Ex-Raucher bei etwa 40 %. Allerdings hören viele Patienten bereits unmittelbar nach einem gesundheitlichen Ereignis, wie einem Herzinfarkt, mit dem Rauchen auf – oft aus der Überzeugung, dass das Rauchen die Ursache war. Nach der ersten Phase bleiben letztlich nur noch etwa 15–20 % übrig, die weiterhin rauchen. Die Mehrheit trifft die Entscheidung zum Rauchstopp also direkt nach dem Ereignis, ohne zusätzliche Intervention.
Welche sind die Hauptursachen für die Erkrankungen? Sind die Patienten durchschnittlich stark übergewichtig? Oder ist es eher das Alter, dass sie viele Jahre lang ungesunde Lebensgewohnheiten hatten?
Die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist zu etwa 50 % genetisch bedingt. Viele Patienten haben genetische Störungen im Lipidmetabolismus, die vererbt werden. Besonders bei Patienten, die sonst keine offensichtlichen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder Bewegungsmangel aufweisen, spielt eine positive Familiengeschichte eine zentrale Rolle. Ein frühzeitiger Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie, insbesondere bei Frauen, erhöht das Risiko für nachfolgende Generationen erheblich. In solchen Fällen ist es wichtig, frühzeitig mit einer intensiven medikamentösen Behandlung gegenzusteuern. Neben genetischen Faktoren gehören klassische Risikofaktoren wie langjähriges Rauchen ebenfalls zu den Hauptursachen. Selbst nach jahrelangem Rauchstopp bleibt das Rauchen ein Risikofaktor, da der Körper die negativen Auswirkungen nicht vergisst. Auch Bewegungsmangel spielt eine zentrale Rolle, da viele Patienten nicht ausreichend aktiv sind, um das Risiko zu senken.
Geht es hierbei vor allem um das erhöhte LDL-Cholesterin, oder wie kann man sich das vorstellen?
LDL-Cholesterin ist der wichtigste Parameter, den wir in der Behandlung von Lipidstoffwechselstörungen ansprechen, da es direkt mit dem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden ist. Während auch andere Faktoren wie ApoB und Lp(a) Risikofaktoren darstellen, werden diese in der Praxis nicht so intensiv behandelt, da die therapeutischen Optionen derzeit begrenzt sind. Das hohe Lp(a) beispielsweise lässt sich nicht effektiv behandeln, und es gibt nur begrenzte Therapieansätze, wie etwa Apharese, eine Art Dialyse zur Reduktion des Lipidspiegels, die jedoch nur in sehr spezifischen Fällen angewendet wird. Aktuell konzentrieren sich die Behandlungsstrategien auf die Reduktion des LDL-Cholesterins durch Statine und andere Medikamente, um das Risiko zu verringern. Neben medikamentöser Therapie spielen Lebensstiländerungen wie regelmäßige Bewegung, Rauchstopp und eine gesunde Ernährung eine wesentliche Rolle. Zukünftige Therapien, insbesondere Antisense-RNA-Technologien, könnten neue Optionen zur Behandlung von Lipidstörungen bieten, aber im Moment bleibt der Fokus auf der klassischen Medikation und der Risikominimierung durch Verhaltensänderungen.
Kann man die Werte für LDL, ApoB und Lp(a) durch Ernährung und Lebensstilmaßnahmen beeinflussen? Insbesondere bei genetisch bedingtem, frühzeitig erhöhtem LDL-Cholesterin – wie etwa einer Vererbung durch die Eltern – ist es möglich, diese Werte durch eine gezielte Ernährung zu regulieren?
Kaum. Die Möglichkeit, LDL durch Ernährung zu kontrollieren, ist sehr begrenzt. Wenn man die Aufnahme von Cholesterin über die Nahrung reduziert, reagiert der Körper darauf, indem er versucht, den bestehenden LDL-Spiegel zu stabilisieren, indem er vermehrt Lipide aus der Leber ins Blut abgibt. Dadurch ist es praktisch unmöglich, einen bereits erhöhten LDL-Wert allein durch Ernährung zu senken. Eine gesunde Ernährung kann jedoch in Kombination mit Statinen unterstützend wirken und möglicherweise eine kleine Verbesserung von etwa 5 % erreichen. Die wirklich hohen LDL-Werte lassen sich mit Ernährung nicht ausreichend regulieren. Wenn man die Nahrungsaufnahme verringert, reagiert die Leber sogar verstärkt, indem sie mehr Cholesterin freisetzt. Eine zusätzliche Therapie mit Medikamenten wie dem Ezetimib kann den LDL-Spiegel noch um etwa 10 % weiter senken, indem es die Aufnahme von Cholesterin in die Leber verringert. In Kombination mit Statinen, die die Ausschüttung von LDL verhindern und dessen Ablagerung in den Gefäßen hemmen, lässt sich ein gewisser Effekt erzielen, aber der Spielraum bleibt begrenzt. Insofern kann man mit Ernährung und Medikamenten insgesamt vielleicht 10 bis 15 % des LDL-Spiegels verbessern, aber die Hauptwirkung kommt durch die Medikation.
Inwieweit spielt Ernährung bei Patient:innen mit HF eine Rolle?
Ernährung spielt bei Herzinsuffizienz-Patienten eine wichtige Rolle, insbesondere wenn es um die richtige Aufklärung darüber geht, was gesunde Ernährung eigentlich ist. Oftmals sind Patienten dahingehend fehlinformiert, was zum Teil durch die Werbeindustrie beeinflusst wird. Ein Beispiel ist die weit verbreitete Annahme, dass der Konsum von viel Obst oder Fruchtsaft gesund ist. Tatsächlich enthält Fruchtsaft jedoch oft eine hohe Menge an Fruchtzucker, der nicht nur den Langzeitblutzuckerwert negativ beeinflussen kann, sondern auch die Leber belastet, da Fructose direkt dorthin gelangt. Die Aufklärung der Patient:innen über solche Zusammenhänge ist daher sehr wichtig.
Dieses Projekt wurde durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101017424 gefördert. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung der Autoren wieder, und die Europäische Kommission ist nicht verantwortlich für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen.
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz im Projekt und wie kann sie die Prävention und Behandlung von Patienten verbessern?
Künstliche Intelligenz spielt eine zentrale Rolle in unserem Projekt, insbesondere dort, wo große Mengen an Daten zusammenkommen. Im Gesundheitswesen, insbesondere in der Prävention, stehen wir vor der Herausforderung begrenzter finanzieller Ressourcen. Eine individuelle Betreuung für jeden Patienten – selbst online – wäre schlichtweg nicht finanzierbar. Deshalb setzen wir KI gezielt ein, um große Datenmengen effizient zu analysieren. Unsere Systeme erfassen verschiedene Gesundheitsdaten, etwa durch Blutdruckmessgeräte, Aktivitätstracker oder Fragebögen. Würde ein Mensch all diese Informationen täglich manuell auswerten, wäre das kaum umsetzbar. Hier hilft uns die KI, indem sie relevante von weniger relevanten Daten trennt und Betreuern, Therapeuten oder Case Managern aufzeigt, welche Patienten besondere Aufmerksamkeit benötigen.
Ein Beispiel: Wenn ein Patient konstant stabile Blutdruck- und Aktivitätswerte zeigt, erkennt die KI, dass hier keine Auffälligkeiten vorliegen. Eine engmaschige Überwachung ist nicht notwendig – eine wöchentliche Kontrolle reicht aus. Zeigt ein anderer Patient jedoch deutliche Abweichungen, sei es im Blutdruck, in seinem Bewegungsmuster oder sogar im emotionalen Zustand, schlägt die KI Alarm und macht darauf aufmerksam, dass hier ein genauerer Blick erforderlich ist. So ermöglicht KI eine gezielte und effiziente Betreuung, indem sie diejenigen Patienten identifiziert, die tatsächlich Unterstützung benötigen.
Das Projekt zielt auf die gesamte Versorgungskette ab. Von der Frühdiagnose bis zur Nachsorge. Wie wird die Kontinuität und Vollständigkeit der Daten in der Plattform sichergestellt?
Das ist in erster Linie eine technische Herausforderung. In den letzten Jahren haben wir jedoch erhebliche Fortschritte bei der Stabilität und Sicherheit solcher Systeme gemacht. Ein wichtiger Aspekt ist die kybernetische Infrastruktur, die eine zuverlässige Übertragung, Speicherung und Spiegelung von Daten ermöglicht. Ich bin zwar kein Experte für diesen Bereich, aber die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Fehlerquote bei der Datenübertragung erheblich reduziert werden konnte.
Früher – vor etwa 20 Jahren – kamen laut Experten rund 20 % der Daten entweder gar nicht oder fehlerhaft an. Dank moderner Übertragungsmethoden, automatisierter Datenkontrollen und intelligenter Spiegelungssysteme haben wir heute ganz andere Möglichkeiten, um die Kontinuität und Vollständigkeit der Daten sicherzustellen. Das ist essentiell, denn wir tragen nicht nur die Verantwortung für die Daten selbst, sondern auch dafür, dass sie korrekt und vollständig in die Plattform einfließen.
Wie sehen Sie die Rolle von E-Health und mHealth, also Mobile Health, in der Zukunft der kardiologischen Patientenversorgung?
E-Health und mHealth werden in der kardiologischen Versorgung eine zentrale Rolle spielen – nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Wir stehen vor mehreren Herausforderungen: Es gibt zu wenige Fachärzte, zu wenige niedergelassene Ärzte und gleichzeitig immer mehr Patienten. Da kardiovaskuläre Erkrankungen stark mit dem Alter zusammenhängen und unsere Gesellschaft immer älter wird, steigt der Bedarf an medizinischer Versorgung kontinuierlich. Mit den vorhandenen Strukturen können wir diesen wachsenden Bedarf nicht mehr bewältigen. Um das Gesundheitssystem zu entlasten und sicherzustellen, dass Patienten gezielt versorgt werden, müssen wir verstärkt auf digitale Lösungen wie Mobile Health setzen. Diese ermöglichen es, Patienten besser zu steuern und sicherzustellen, dass nur diejenigen, die tatsächlich eine persönliche Untersuchung benötigen, in den Arztpraxen erscheinen. Andernfalls steuern wir auf einen Kollaps des Gesundheitssystems zu. Diese Entwicklung sehen wir bereits heute: Die Krankenkassenbeiträge steigen massiv, und viele Menschen bekommen keinen Facharzttermin, weil es schlicht nicht genug Kapazitäten gibt. Digitale Lösungen sind daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um die kardiologische Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen.
Die psychische Gesundheit spielt eine entscheidende Rolle in unserem Projekt und war bereits in der ersten Version von TIMELY fest eingeplant. Auch wenn die vollständige Umsetzung noch in Arbeit ist, wird dieser Aspekt definitiv integriert. Etwa 30 % unserer Patienten zeigen Anzeichen einer Angst- oder depressiven Störung. Ob sich diese Quote signifikant von der Gesamtbevölkerung unterscheidet, kann ich nicht sicher sagen. Aber aus den Gesprächen, die wir mit den Patienten führen, sowie aus den Fragebögen, die wir auswerten, wissen wir: Wer psychisch stark belastet ist, kümmert sich oft nicht ausreichend um seine körperliche Gesundheit. Ein schwer depressiver Mensch wird nicht einfach Sport treiben, selbst wenn es medizinisch ratsam wäre – schlicht, weil ihm die Kraft dazu fehlt.
Das heißt, die mentale Verfassung beeinflusst also maßgeblich den Heilungsverlauf. Gibt es aus Ihrer Sicht genug Bewusstsein dafür im medizinischen Alltag?
Wir erleben immer wieder extreme Fälle: Patienten, die nach ihrer Entlassung monatelang ihr Zuhause nicht verlassen oder ihren Koffer nicht einmal auspacken. Solche Situationen zeigen, wie tiefgreifend die psychische Verfassung die Genesung beeinflussen kann. Deshalb ist es entscheidend, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen.
Hier setzt TIMELY an: Durch regelmäßige Fragebögen und Stimmungsanalysen (Mood Assessments) können wir auffällige Veränderungen identifizieren. Wenn sich ein Patient in einer kritischen Phase befindet, müssen wir gezielt nachfragen, die Ursachen klären und – wenn nötig – frühzeitig Unterstützung anbieten. Das kann in Form eines Coaches oder Therapeuten geschehen, bevor sich die Situation dramatisch verschlechtert. Denn wenn eine Depression erst einmal tief verankert ist, ist der Weg oft lang und mühsam. Und wenn Patienten dann monatelang auf einen Therapieplatz warten müssen, kann das schwerwiegende Folgen haben. Die Früherkennung im Bereich der Kardio-Psychologie ist deshalb essenziell. Psychische Belastungen sind ein wesentlicher Risikofaktor für das Wiederauftreten kardiovaskulärer Erkrankungen wie Herzinfarkte. TIMELY integriert diesen Aspekt bewusst in seine präventiven Maßnahmen, um nicht nur körperliche, sondern auch psychische Gesundheit zu schützen und so langfristig die Versorgung zu verbessern.
Wie profitieren kardiologische Telemedizin-Zentren (TMZ) in Deutschland von TIMELY?
Kardiologische Telemedizinzentren (TMZ) profitieren erheblich von TIMELY, sowohl in Deutschland als auch international. Wenn man ein TMZ als eine große kardiologische Praxis betrachtet, die ihre Patienten kontinuierlich betreut, liegt der Vorteil auf der Hand: TIMELY ermöglicht eine gezielte Patientensteuerung.
Die Praxen sehen die Patienten nicht nur regelmäßig online, sondern erhalten auch kontinuierlich aktuelle Gesundheitsdaten. Dadurch wissen sie, ob ein Patient beispielsweise regelmäßig Sport treibt, seinen Blutdruck misst und generell eine hohe Therapieadhärenz zeigt. Solche Patienten müssen nicht zwingend in die Praxis kommen. Selbst wenn sie einen Termin anfragen, kann der Arzt anhand der Daten beruhigt Entwarnung geben. Das bedeutet einen erheblichen Vorteil für das gesamte Gesundheitssystem, aber auch für die einzelnen Praxen. TIMELY hilft dabei, die Patienten zu identifizieren, die keine dringende persönliche Betreuung benötigen. Dadurch entstehen mehr Kapazitäten für diejenigen, die tatsächlich akute oder schwerwiegende Probleme haben und zwingend vor Ort untersucht werden müssen. Auf diese Weise können die begrenzten Ressourcen im Gesundheitssystem gezielt eingesetzt werden, wo sie wirklich gebraucht werden. Nur so wird es langfristig möglich sein, alle Patienten angemessen zu versorgen.
Was sind die nächsten Schritte für TIMELY nach Abschluss des Projekts und welche langfristigen Ziele werden damit verfolgt?
Das Projekt wird voraussichtlich im Mai 2025 abgeschlossen sein, aber die nächsten Schritte sind bereits klar definiert. Wir haben drei Hauptziele: Zum einen möchten wir TIMELY als Programm im Rahmen der Deutschen Rentenversicherung positionieren. Außerdem planen wir, das System über das GBA-Verfahren für Kassenpatienten in Deutschland zugänglich zu machen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Expansion nach Spanien, wo wir TIMELY in private kardiologische Praxen einführen wollen. In Spanien sind solche Zusatzangebote für Kassenpatienten weit verbreitet und bieten großes Potenzial für die Integration von TIMELY in den dortigen Gesundheitsmarkt. Mit diesen Schritten möchten wir nicht nur die Versorgung der Patienten in Deutschland weiter verbessern, sondern TIMELY auch international als wertvolles Tool für eine effiziente und nachhaltige kardiologische Versorgung etablieren.