Adipositas und Herzinsuffizienz (HF): Warum Übergewicht mehr als nur ein Risikofaktor ist
Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, kann zu strukturellen Veränderungen am Herzen, zu vermehrten Entzündungen und zu metabolischem Stress führen. Diese Faktoren begünstigen eine Herzinsuffizienz. Was Sie aktiv tun können, um das zu vermeiden, lesen Sie im folgenden Blog-Beitrag.
Mehr als nur eine Zahl auf der Waage
Adipositas ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen bei Menschen mit Herzinsuffizienz (HF). Sie wird oft als allgemeiner Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen, aber ihre Auswirkungen auf die Herzinsuffizienz sind weitaus komplexer, als vielen Betroffenen bewusst ist. Fettleibigkeit erhöht nicht nur das Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, sondern verändert auch aktiv die Struktur und Funktion des Herzens, wodurch die Krankheit schwerer und schwieriger zu behandeln ist. Da die Fettleibigkeit weltweit zunimmt, ist es wichtiger denn je, diesen Zusammenhang zu verstehen: Adipositas ist mehr als nur eine Komorbidität bei Herzinsuffizienz - sie verschlimmert die Erkrankung aktiv.
Übermäßiges Körpergewicht kann zu Bluthochdruck, Dyslipidämie(1) und Insulinresistenz führen, die das Risiko von Herzkomplikationen weiter erhöhen. Darüber hinaus wird Adipositas mit Entzündungen und oxidativem Stress in Verbindung gebracht, die sich negativ auf die Herzmuskelfunktion auswirken können. Dies zeigt nicht nur, wie wichtig wirksame Strategien zur Gewichtskontrolle für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, insbesondere auch für das Management der Herzgesundheit von Patienten nach einem Vorfall.
Wie Adipositas das Herz belastet - und wie Sie dem entgegenwirken können
Adipositas wirkt sich auf unterschiedliche direkte und indirekte Arten auf das Herz aus. So führt das Übergewicht beispielsweise zu einem “Umbau” des Herzens. Dabei nimmt die Herzmuskelmasse zu (linksventrikuläre Hypertrophie), wodurch das Herz verstärkt arbeiten muss, um Blut in den Körper zu pumpen. Mit der Zeit kann dies die Leistungsfähigkeit des Herzens signifikant verringern. Entzündungen und metabolische Belastung (“Stoffwechsel-Stress”) sind auch keine Seltenheit: Das Fettgewebe ist nicht nur ein passiver Speicher, sondern setzt aktiv Entzündungsmarker frei, die zum Fortschreiten der Herzinsuffizienz beitragen, wodurch chronische Entzündungen entstehen können. Diese führen zu Schäden am Herzen und an den Blutgefäßen und erhöhen das Risiko einer Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF) und einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF). Ein zu hohes Gesamtkörpergewicht wirkt sich auch negativ auf das Blutvolumen und den Blutdruck aus. So neigen übergewichtige Menschen häufig dazu, ein höheres Blutvolumen und einen höheren Blutdruck zu haben, was zu einer stärkeren Belastung des Herzens führt. Mit der Zeit kann dies zu einer Vergrößerung des Herzens und schließlich zu einer Insuffizienz führen.
Die gute Nachricht ist: Es gibt vieles, was Sie tun können, um Ihr Herz zu entlasten – unabhängig davon, ob Sie Ihr Risiko senken oder bereits bestehende Beschwerden positiv beeinflussen möchten. Eine bewusste Ernährung, regelmäßige Bewegung und guter Schlaf spielen eine zentrale Rolle für die Herzgesundheit. Wichtig ist dabei nicht nur das Körpergewicht selbst, sondern auch, wie Ihr Herz und Stoffwechsel auf äußere Einflüsse reagieren. Wer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Insulinresistenz oder Entzündungen frühzeitig entgegenwirkt, kann die Belastung für das Herz verringern. Digitale Lösungen ermöglichen zudem eine engmaschige Überwachung wichtiger Gesundheitswerte und helfen, individuelle Anpassungen vorzunehmen – für mehr Kontrolle und ein besseres Wohlbefinden.
Krafttraining und Cardio:
Immer mit Maß und Ziel!
Krafttraining und Cardio ergänzen sich ideal, um Muskelmasse aufzubauen und Fett zu verlieren. Krafttraining stärkt die Muskulatur und erhöht den Grundumsatz, wodurch mehr Kalorien im Ruhezustand verbrannt werden. Es verbessert auch die Knochengesundheit und Körperhaltung. Cardio fördert die Fettverbrennung und stärkt das Herz-Kreislaufsystem, was das Risiko für Herzkrankheiten senkt. Eine Kombination aus 2-3 Krafttrainingseinheiten und 3-4 moderaten Cardioeinheiten (z.B. Gehen, Joggen oder Radfahren) pro Woche kann helfen, Ihre Gesamtfitness zu steigern. Wichtig ist, dem Körper anschließend ausreichend Erholung zu gönnen, damit dieser sich regenerieren kann.
Gesunder Schlaf bei Herzinsuffizienz
Guter Schlaf spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Herzens, insbesondere bei Menschen mit Herzinsuffizienz. Eine gute Nachtruhe unterstützt den Körper bei der Regeneration, stärkt das Immunsystem und fördert die kardiovaskuläre Gesundheit. Einige wesentliche Aspekte des Zusammenhangs zwischen Schlaf und Herzinsuffizienz sind beispielsweise die obstruktive Schlafapnoe (OSA), die zu einem wiederholten Abfall des Sauerstoffgehalts während des Schlafs führt. Schlafapnoe kommt häufig bei Betroffenen vor, da sich durch die verminderte Herzleistung auch das Risiko für Atemaussetzer während des Schlafs erhöht. Diese Atemaussetzer führen zu einem Anstieg des Blutdrucks und beeinträchtigen die Sauerstoffversorgung des Herzens, was eine Verschlechterung des Zustands zur Folge haben kann.
Erholsamer Schlaf ist wichtig, um die Symptomatik von Herzinsuffizienz besser im Griff zu haben. Während des Schlafs verringert sich der Energieverbrauch des Körpers, der Blutdruck sinkt, und der Herzrhythmus stabilisiert sich. Dies trägt zur Entlastung des Herzens bei, weswegen eine gute Schlafhygiene von großer Bedeutung ist. Regelmäßige Schlafenszeiten, eine ruhige und dunkle Schlafumgebung sowie das Vermeiden von Koffein, Alkohol und besonders fettigen Speisen vor dem Schlafengehen sind nur einige wenige Tipps, deren Einhaltung zu einer signifikanten Verbesserung des Nachtschlafs führen kann.
Das Problem mit dem BMI - Warum Gewichtsabnahme allein nicht immer die Antwort ist
Ärzt:innen verlassen sich seit langem auf den Body-Mass-Index (BMI) als Maß für Adipositas, der jedoch bei der Beurteilung des Risikos einer Herzinsuffizienz erhebliche Einschränkungen aufweist: Der BMI unterscheidet nicht zwischen Fett- und Muskelmasse, wodurch Personen mit einem hohen BMI, aber einer gesünderen Körperzusammensetzung denselben BMI aufweisen können, wie Personen mit einer höheren Fettansammlung. Viszerales Fett, das sich dadurch auszeichnet, dass es um die Organe herum gespeichert wird, ist zudem weitaus gefährlicher als subkutanes Fett, welches sich unter der Haut befindet. Der BMI allein erfasst diesen Unterschied nicht. Auch hier zeigt sich, dass ein normaler Blutzucker, Blutdruck und gesunde Cholesterinwerte bei einem Patienten mit vergleichsweise hohem BMI möglicherweise nicht das gleiche HF-Risiko bergen, wie für Personen mit einem metabolischen Syndrom. Das metabolische Syndrom ist eine Kombination aus Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Insulinresistenz, erhöhten Blutfetten und Fettleibigkeit, die zusammen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Herzinsuffizienz (HF), deutlich erhöhen.
Eine Reduzierung des Übergewichts kann zwar die Herzfunktion deutlich verbessern und das Risiko einer Herzinsuffizienz senken, jedoch kommt es darauf an, wie das Gewicht reduziert wird: Crash-Diäten und extremer Gewichtsverlust können schädlich sein, insbesondere bei Personen, die bereits an Herzinsuffizienz leiden. Eine rasche Gewichtsabnahme kann zum Verlust von Muskeln führen, die für die Aufrechterhaltung der Gesamtkraft und der Herzfunktion von entscheidender Bedeutung sind. Das richtige Gleichgewicht zwischen Ernährung, Bewegung und ärztlichem Monitoring ist von entscheidender Bedeutung. Eine entzündungsarme Ernährung, regelmäßige Bewegung und Strategien zur Verringerung des viszeralen Fettgewebes können für die langfristige Herzgesundheit wirksamer sein, als eine reine Gewichtsreduktion. Doch auch der psychologische Aspekt darf nicht zu kurz kommen, denn Selbstakzeptanz ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen und langfristigen Erfolg.
Body Positivity trotz Adipositas - Geht das?
Die Antwort lautet: Ja! In den letzten Jahren hat die Body-Positivity-Bewegung zunehmend an Bedeutung gewonnen, da es den Fokus auf die Akzeptanz aller Körperformen und -größen legt und gegen die ständigen unrealistischen Schönheitsideale ankämpft, die in den Medien verbreitet werden. Die Initiative ist wichtig, weil sie Menschen dazu ermutigt, sich selbst zu lieben und ihren Körper zu schätzen, unabhängig von äußeren Erwartungen oder Normen. Es hilft, das Stigma rund um bestimmte Körpergrößen zu reduzieren und fördert ein gesundes Selbstbild. Dennoch bedeutet Body Positivity nicht zwangsläufig, dass man keine Veränderung anstreben darf. Menschen können body positive sein und sich gleichzeitig dazu entschließen, aus gesundheitlichen Gründen oder für das eigene Wohlbefinden (z.B. mentale Gesundheit und Stressabbau) regelmäßig Sport zu treiben, oder sogar abzunehmen. Primär geht es darum, sich selbst zu akzeptieren, aber auch die Freiheit zu haben, persönliche Ziele zu setzen, ohne dabei die eigene Selbstliebe und Akzeptanz zu verlieren oder unrealistischen Idealen nachzueifern. Körperveränderungen sollten immer im Einklang mit der eigenen Gesundheit und einem positiven Selbstbild stehen, ohne dass jemand aufgrund seines Körpers diskriminiert oder stigmatisiert wird. Der Trend ist besonders bedeutsam im Hinblick auf jüngere Generationen, insbesondere junge Mädchen und Frauen, die in der Regel eine weit höhere Wahrscheinlichkeit haben an Essstörungen oder Körperdysmorphie (2) zu erkranken, als beispielsweise männliche Personen.
Die Rolle von digitalen Tools bei der Behandlung von HF-Komorbiditäten wie Adipositas
Das Remote Patient Monitoring (RPM - Telemonitoring) von Patienten mit HF und Komorbiditäten wird zunehmend zu einem wichtigen Instrument für das Management ihrer Gesundheit. Technologien wie kabellose Langzeit-EKG-Geräte (siehe auch: net_ECG), digitales Gewichtsmonitoring und KI-unterstützte EKG-Analysen können Ärzten dabei helfen, frühe Anzeichen von einer übermäßigen Herzbelastung zu erkennen und einzugreifen, bevor gröbere Komplikationen auftreten. Besonders bei adipösen Patienten, bei denen bereits eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde, kann das kontinuierliche Monitoring von Flüssigkeitsretention, Blutdruck, Befinden, Aktivitätsniveau und vielem mehr lebensrettende Erkenntnisse liefern und dazu beitragen, Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Das Telemonitoring hilft Patienten dabei, ihre Autonomie wieder zu finden und kann dazu beitragen, dass Betroffene wieder mit mehr Selbstsicherheit am Leben teilnehmen.
Warum die personalisierte Versorgung wichtig ist
Beim Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Herzinsuffizienz geht es nicht nur um das Gewicht, sondern auch darum, wie überschüssiges Fett die Herzfunktion, den Stoffwechsel und die allgemeine Gesundheit beeinträchtigt. Der Schlüssel zur Bewältigung dieser wachsenden Gesundheitskrise liegt darin, über die einfache BMI-Bewertung hinauszugehen und einen personalisierten, technologiegestützten Ansatz zu wählen. Als deutscher Marktführer im Bereich Telemonitoring für Patienten mit Herzinsuffizienz (und den damit verbundenen Komorbiditäten) steht Semdatex an der Spitze dieses Wandels - von überfüllten Arztpraxen und monatelangen Wartezeiten bei der Terminvergabe, hin zu einer personalisierten Versorgung und mehr Lebensfreude für Betroffene - und hilft Ärzten und Patienten mit innovativen Monitoring-Lösungen.
(1) Dyslipidämie bezeichnet eine Störung des Fettstoffwechsels, bei der die Fettwerte im Blut aus dem Gleichgewicht geraten. Das bedeutet, dass entweder der Cholesterinspiegel – insbesondere das „schlechte“ LDL-Cholesterin – oder die Triglyceridwerte zu hoch sind, oder dass das „gute“ HDL-Cholesterin zu niedrig ist. Diese Veränderungen können dazu führen, dass sich Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden, was das Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Die Ursachen einer Dyslipidämie können entweder genetisch bedingt sein oder durch Faktoren wie eine ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel oder Grunderkrankungen wie Diabetes entstehen.
(2) Body Dysmorphia (körperdysmorphe Störung) ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene eine verzerrte Wahrnehmung ihres eigenen Körpers haben. Sie sind oft übermäßig besorgt über vermeintliche oder geringe Unvollkommenheiten, die für andere nicht sichtbar oder nicht auffällig sind. Diese übermäßige Selbstkritik kann zu ständigen Vergleichen mit anderen, übermäßigen Körperveränderungen oder wiederholtem Suchen nach Bestätigung führen. Die Störung kann zu ernsthaften emotionalen Belastungen, sozialen Isolationen und manchmal auch zu Verhaltensweisen wie exzessiven Schönheitsbehandlungen oder Diäten führen.