Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen: Ein unterschätztes Risiko

Im März stellen wir die Herzgesundheit von Frauen in den Mittelpunkt. Wir informieren über Risiken, Warnsignale und Präventionsmaßnahmen, damit Sie Ihr Herz bestmöglich schützen können. Oft werden Warnsignale nicht rechtzeitig erkannt, da Symptome bei Frauen anders ausfallen können als bei Männern. Lesen Sie mehr im folgenden Artikel!


Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Frauen in Deutschland (1), dennoch wird das Risiko häufig unterschätzt. Jahrzehntelange Forschungslücken und geschlechtsspezifische Vorurteile in der Medizin sowie die Gender-Health-Gap (2) haben dazu geführt, dass die Symptome und Risikofaktoren bei Frauen weniger bekannt und schlechter erforscht sind. Während Männer und Frauen gleichermaßen von Herzkrankheiten betroffen sind, gibt es wesentliche Unterschiede in der Symptomatik, Diagnostik und Behandlung. Diese beschreibt die Unterschiede in der medizinischen Versorgung und Forschung zwischen Männern und Frauen. Frauen werden beispielsweise seltener in klinischen Studien (Gender-Data-Gap) berücksichtigt als Männer, was dazu führt, dass viele Medikamente hauptsächlich auf den männlichen Körper abgestimmt sind oder typische Frauenerkrankungen oft später diagnostiziert oder weniger ernst genommen werden. Besonders im Fall von Herz-Kreislauf-Erkrankungen macht das einen entscheidenden Unterschied.

Inwiefern wird Herzgesundheit bei Frauen anders bewertet?

Lange Zeit wurden kardiologische Studien hauptsächlich an Männern durchgeführt. Das führte dazu, dass typische Symptome eines Herzinfarkts – wie starke Brustschmerzen – als Standard galten. Frauen zeigen jedoch oft unspezifische Anzeichen, die nicht sofort mit einer Herzkrankheit in Verbindung gebracht werden. Statt eines drückenden Schmerzes in der Brust berichten viele Frauen über diffuse Beschwerden, die zunächst eher an Magenprobleme oder Erschöpfung erinnern. Dies führt dazu, dass Herzinfarkte bei Frauen häufig erst später erkannt werden, was die Prognose erheblich verschlechtern kann. Genau hier knüpft die geschlechtersensible personalisierte Medizin (GSM+) an. Sie bezieht neben dem Geschlecht auch noch das Alter, sowie körperliche und psychische Merkmale ein, aber auch soziokulturelle Unterschiede wie Herkunft, Religion und sexuelle Orientierung werden berücksichtigt. Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin fördert deren Berücksichtigung in Forschung und Praxis.


Zu den spezifischen Symptomen gehören bei Frauen gehören:

  • Atemnot

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Rückenschmerzen

  • Schmerzen im Oberbauch

  • Extreme Müdigkeit


Welche Symptome müssen Frauen besonders beachten?

Hormonelle Einflüsse, wie der Abfall von Östrogen in der Menopause, zu einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Östrogen hat eine schützende Wirkung auf die Gefäße, sodass ein Abfall des Hormonspiegels sich negativ auf die Gesamtgesundheit auswirken kann. Frauen, bei denen es während einer oder mehreren Schwangerschaften zu schwerwiegenderen Schwangerschaftskomplikationen - etwa zu einer Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) oder Schwangerschaftsdiabetes gekommen ist, haben ebenso ein höheres langfristiges Risiko für Bluthochdruck und Herzinfarkte. Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder rheumatoide Arthritis sind unter Frauen weiter verbreitet, als unter Männern - diese können das Herz-Kreislauf-System belasten (3). Nicht zuletzt sind es aber auch psychosoziale Faktoren wie chronischer Stress, Depressionen und eine hohe psychische Belastung, die einen stärkeren Einfluss auf die Herzgesundheit von Frauen als auf die von Männern haben. Weitere Symptome, auf die Frauen speziell achten sollten, sind Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Rückenschmerzen, Schmerzen im Oberbauch und extreme Müdigkeit. Diese Unterschiede verdeutlichen, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Symptome stärker in den Fokus der kardiologischen Versorgung zu rücken.

Zudem gibt es Erkrankungen, die zwar nicht primär mit dem Herzen in Verbindung gebracht werden, aber dennoch einen erheblichen Einfluss auf die Gefäßgesundheit haben. Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie oder Schwangerschaftsdiabetes sind weit mehr als temporäre Gesundheitsprobleme – sie können langfristig das Risiko für Bluthochdruck und koronare Herzerkrankungen erhöhen. Auch Autoimmunerkrankungen, die bei Frauen häufiger vorkommen, haben eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Darüber hinaus spielen psychosoziale Faktoren eine zentrale Rolle: Stress, Depressionen und hohe emotionale Belastungen sind bei Frauen oft ausgeprägter und können sich negativ auf das Herz auswirken.

Bei Männern verhält es sich anders: Ein Herzinfarkt äußert sich bei Männern meist durch typische und eindeutige Symptome. Häufig verspüren sie einen plötzlichen, starken Schmerz oder ein drückendes Engegefühl in der Brust, das oft als Brennen oder starkes Gewicht beschrieben wird. Dieser Schmerz kann in den linken Arm, die Schulter, den Kiefer oder den Rücken ausstrahlen. Begleitend treten oft Atemnot, starkes Schwitzen mit kaltem Schweiß, Schwindel oder Benommenheit auf. Viele Betroffene fühlen sich extrem schwach oder haben ein starkes Angstgefühl, das oft als „Todesangst“ beschrieben wird. In manchen Fällen kommt es auch zu Übelkeit oder Erbrechen, wobei diese Symptome bei Männern seltener auftreten als bei Frauen. Da diese Anzeichen sehr ernst zu nehmen sind, sollte beim Verdacht auf einen Herzinfarkt sofort der Notruf 112 gewählt werden, um eine schnelle medizinische Versorgung sicherzustellen.

Prävention und Früherkennung: Was Frauen tun können - in jedem Alter 

Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen spielen eine entscheidende Rolle dabei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Frauen sollten darauf achten, körperlich aktiv zu bleiben und sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat zu bewegen. Auch eine ausgewogene Ernährung ist essentiell – die mediterrane Kost mit viel Gemüse, gesunden Fetten und wenig Zucker hat sich als besonders herzfreundlich erwiesen. Neben Ernährung und Bewegung spielt auch Stressbewältigung eine große Rolle. Chronischer Stress kann das Herz-Kreislauf-System belasten und das Risiko für Bluthochdruck und andere Erkrankungen erhöhen. Techniken wie Meditation, Atemübungen oder eine bewusste Work-Life-Balance können helfen, den Alltag entspannter zu gestalten. Zusätzlich sollten Frauen regelmäßig ihre Blutdruck- und Cholesterinwerte kontrollieren lassen, insbesondere nach der Menopause, da das Risiko für Herzerkrankungen dann steigt.


Die Herzgesundheit von Frauen braucht mehr Aufmerksamkeit – sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis. Ein geschlechtsspezifischer Ansatz in der Prävention, Diagnostik und Behandlung ist entscheidend, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.


Zurück
Zurück

“KI-basiertes Telemonitoring ist die Zukunft”

Weiter
Weiter

Wie Telemedizin die Behandlung von Herzinsuffizienz revolutioniert – Ein Gespräch mit Prof. Dr. Friedrich Köhler