Der Vordenker

Interview mit Dr. Volker Leonhardt, CEO und Co-Founder von SEMDATEX

Dr. Volker Leonhardt blickt auf über 36 Jahre Erfahrung in der Implantation und Nachsorge kardialer Devices wie Herzschrittmachern, ICDs und CRTs zurück. Unter seiner Führung entwickelt SEMDATEX innovative Lösungen, die eine sichere und effiziente Kommunikation sowie den Zugriff auf Patientendaten für Ärzte ermöglichen – ein entscheidender Schritt für die Zukunft der Telemedizin.


Welche Mission verfolgt SEMDATEX? 

Dr. Leonhardt: Die Mission von SEMDATEX ist es, Ärzten die technischen Werkzeuge bereitzustellen, um jederzeit sicher auf Patientendaten zuzugreifen und eine reibungslose Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu ermöglichen. Für den Patienten bedeutet das, eine optimale Betreuung zu erhalten, ohne dabei an Mobilität oder Lebensqualität einzubüßen. Gleichzeitig unterstützen wir Ärzte dabei, mehr Patienten effizient und sicher zu betreuen, während die Behandlungsqualität durch zertifizierte Standards gesichert bleibt. Durch Zertifizierung und Qualitätsstandards schaffen wir so eine nachweislich sorgfältige Behandlung. 

Welche Lösungen im Bereich Telemonitoring bietet SEMDATEX derzeit an? 

Momentan ist unser absolutes Topprodukt unsere inCareNet HF-Plattform. Mit dieser Plattform bieten wir eine durch den Bund Niedergelassener Kardiologen (BNK) unterstützte Patientenmanagementplattform für Patienten mit Herzinsuffizienz an.  Die Nutzer der Plattform können damit einfach und sicher Patienten nach dem durch den G-BA im Jahr 2020 gefassten Beschluss, das Telemonitoring bei Patienten mit Herzinsuffizienz in die Regelversorgung zu überführen, monitoren. Und das gilt nicht nur für Patienten mit kardialen Implantaten sondern auch für Patienten mit externen Sensoren. Beide Gruppen können auf unserer Plattform mit höchsten Sicherheitsstandards gemonitort werden. Darüber hinaus bieten wir die Möglichkeit, Reports und Statistiken, wie z.B. die von den Krankenversicherungen (KV) geforderte Jahresstatistik, zu generieren.
Auf Basis der inCareNet-Plattform laufen darüber hinaus noch weitere Lösungen in europäischen und nationalen Förderprojekten im Bereich der Sekundärprävention nach Infarkt und im Pflegebereich. Diese Lösungen sind speziell auf den geforderten Use-Case zugeschnitten und bieten, wie alle Lösungen der inCareNet-Familie, höchste Sicherheitsstandards, Performanz und Einfachheit der Nutzung.

Telemedizin gibt dem Arzt die Möglichkeit, jederzeit und überall alle Informationen zu seinem Patienten zu erhalten.
— Dr. Volker Leonhardt

Welche sind die größten Herausforderungen für Kardiologen bei der Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz?

Die Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Herzinsuffizienz, stellen die größte Gruppe für Kardiologen dar, und diese Gruppe wächst, da die Menschen immer älter werden. Das schafft für den Arzt ein zweifaches Problem: mehr Patienten mit Herzinsuffizienz und ältere, oft immobile Patienten. Der direkte Arzt-Patienten-Kontakt bleibt wichtig, aber die Abstände zwischen den Terminen müssen so gestaltet werden, dass die Sicherheit und Behandlungsqualität nicht eingeschränkt werden. Telemedizin ist das Werkzeug, das dem Arzt ermöglicht, eine größere und kränkere Patientenzahl zu betreuen, während die Patienten so lange wie möglich zu Hause leben können.

Wie kann Telemonitoring die Arbeit von Kardiologen im Praxisalltag erleichtern? 

Telemedizin gibt dem Arzt die Möglichkeit, jederzeit und überall alle Informationen zu seinem Patienten zu erhalten. Der Arzt kann dann selbst entscheiden, wann er diese Informationen in seinen Tagesablauf integriert, bearbeitet und darauf reagiert – natürlich möglichst schnell. Für den Arzt ist es extrem wichtig, diesen direkten Zugang zu den Gesundheitsdaten zu haben, um die Therapie effektiv zu gestalten. Gleichzeitig ist Telemedizin für den Patienten ein wunderbares Werkzeug, um so lange wie möglich zu Hause bleiben zu können, ohne beschwerliche Transporte zum Arzt oder ins Krankenhaus. Beide, Arzt und Patient, haben dasselbe Ziel: den Patienten so lange wie möglich aus dem Krankenhaus fernzuhalten. Denn ein Herzinsuffizienzpatient bleibt durchschnittlich 14 Tage im Krankenhaus, was nicht nur hohe Kosten verursacht, sondern auch die Lebensqualität und Überlebenschancen des Patienten verringert. Je seltener ein Patient wegen einer Dekompensation ins Krankenhaus muss, desto länger lebt er.

Welche Parameter werden bei Patienten mit Herzinsuffizienz gemessen?  Inwieweit verbessern diese Messungen die Lebensqualität beim Patienten? 

Das bedeutet, dass der Patient jeden Morgen seine Lebensqualität subjektiv bewertet und überträgt. Das umfasst die Herzfrequenz, den Blutdruck, ein EKG und das Gewicht. Darüber hinaus sind wir in der Lage, so gut wie alle Wearables und Tools zu integrieren, die jetzt oder in der Zukunft entwickelt werden. 

Warum ist das möglich?

Weil die Software sehr kompatibel und in alle gängigen Systeme, also in Arztpraxen oder Kliniken, integrierbar ist. 

Gibt es Bestrebungen, auch in Richtung mentale Gesundheit zu gehen? Gerade im Hinblick auf Prävention?

Sicherlich, man könnte das machen. Aber dass wir jetzt jeden Tag einen kleinen Test zur mentalen Gesundheit machen, so weit gehen wir nicht. Wir haben ein Tablet unserer Partnerfirma Getemed, wo der Patient angibt, ob es ihm heute besser oder schlechter geht, genauso wie gestern. Es muss einfach und gut auswertbar sein, da viele unserer Patienten hochbetagt sind. Ein System funktioniert am besten, wenn der Patient möglichst wenig interagieren muss, und dafür sorgen wir. Außerdem können wir auch Implantat - Patienten einschließen.

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“Die künstliche Intelligenz wird uns Kardiologen helfen, das Monitoring von großen Datenmengen zu bewältigen.”